Geschichte

Ursprung, historischer Hintergrund des Schäfflertanzes

Das Schäfflerhandwerk ist heute so gut wie ausgestorben. In früheren Zeiten waren die Schäffler die Fassmacher bzw. die Büttner angesehene Handwerker, die vor allem die Brauereien als Kundschaft hatten. Und da die Braukunst in Bayern fast in jedem Ort ausgeübt wurde, gab es auch dementsprechend viele Schäfflerwerkstätten. In München waren bei etwa 20 000 Einwohnern in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts 20 Schäfflerbetriebe ansässig, die 53 Brauereien belieferten. Die Zunft der Schäffler hatte, wie jedes andere Handwerk auch, ihre Rituale und ihre Tänze. So ist mit Bestimmtheit davon auszugehen, dass es den Tanz der Schäffler bereits im 14. Jahrhundert gab, der zu den verschiedensten Anlässen zur Aufführung kam.

Gerne werden die Pestjahre 1350, 1462 und 1517 als Entstehungs- bzw. Wiedereinführungszeiten genannt. Der urkundliche Beleg für eines dieser Jahre vor dem 30-jährigen Krieg fehlt jedoch. Das erste Jahr, in dem sich der Münchner Schäfflertanz nachweisen lässt, ist nach Angabe des verstorbenen Staatsarchivdirektors Dr. Mitterwieser das Jahr 1683. Aus diesem Jahr ist ein Dokument erhalten, das folgendes besagt: „Den Schäfflern, so zur Fastnachtszeit in der Residenz gefochten, sind zu einem Geschenk zugestellt worden 12 Gulden.“ Dies besagt, dass die Schäffler vor dem Landesherrn tanzten und fochten, also eine Art Schwerttanz aufführten, und dass dies in der Fastnachtszeit geschah. Aber was haben die Schäffler mit der Pest zu tun? In der Zeitschrift „Der Bierbrauer Nr.4“ erschienen am 25. Januar 1935 steht geschrieben, was in München über die Entstehung des Schäfflertanzes erzählt wird: Um die Fässer abzudichten, mussten sie gepicht werden, also mit Pech gewonnen aus dem Harz der Bäume ausgeschmiert werden. Dazu wurde das Pech erhitzt, wobei stark riechende Dämpfe entstanden. Und durch das Einatmen dieses Pechrauches, so glaubte man damals, konnte man sich gegen die Pest wappnen. Die Schäffler galten daher gegen die Pest gefeit und es ging der Spruch um: „Es sind Gottes Gaben für ausgepichte Magen“. Es ist noch eine Anordnung des Münchner Magistrats von 1515 (Beginn einer schlimmen Pestzeit) erhalten, wonach die Schäffler im Stadtinneren ihre Fässer pichen durften. Auf den Pichplatz drängten sich die Menschen, um sich so vor der Pest zu schützen. Doch der Tod griff unbarmherzig zu.
Die Leute schlossen sich in ihren Wohnungen ein und verriegelten Fenster und Türen. Doch als wieder einmal ein Schäfflergeselle die Pfanne mit heiß siedendem Pech durch die Straßen trug, entdeckte er der Erzählung nach, dass die Pest nachgelassen habe. Die Schäffler beschlossen, am nächsten Tag „an Sebastian“ (20. Januar) hinaus auf die Straßen zu gehen und die Leute durch Spiel und Tanz aus den Häusern zu holen. Langsam öffneten sich die Türen, und man wagte sich wieder auf die Straße.
Herzog Wilhelm IV. dankte den Schäfflern für ihre mutige Tat und sprach den Wunsch aus, dass sie ihren Tanz zur Erinnerung an das Erlöschen der traurigen Pestkrankheit alle sieben Jahre zur Fastnachtszeit öffentlich wiederholen möchten. Der Rhythmus von sieben Jahren beruht vermutlich auf einer alten armenischen Sage, nach der die Pestgöttin alle sieben Jahre durchs Land geht.